Im letzten von insgesamt fünf Beiträgen zu den Prinzipien des unternehmerischen Denk- und Handlungsmusters Effectuation geht es um Partnerschaften.

Das Prinzip der Partnerschaften

Unternehmen existieren nicht von der Umwelt abgeschottet. Kunden, Lieferanten, Mitstreiter, Mitarbeiter, aber eben auch Mitbewerber beeinflussen das Wirkungsfeld eines jeden Unternehmens. In innovationsorientierten Vorhaben hat die frühzeitige Optimierung des Stakeholder-Netzwerks meist keine rechte Basis. Erfahrene Unternehmer verzichten daher auf den Versuch der Optimierung des Partnernetzwerks und suchen nach denen, die bereit sind, frühzeitig einen Beitrag zu leisten. Diese holen sie ins Boot und gestalten mit ihm gemeinsam die unternehmerische Zukunft. „Mitzusegeln“ bedeutet hierbei, eigene Mittel einzubringen und basierend auf dem neuen Mittelinventar die Zukunft proaktiv zu gestalten. Wenn neue Matrosen an Bord kommen, stehen nicht bloss mehr Hände zum Tauziehen zur Verfügung. Vielmehr führt das Commitment aller Beteiligten zu mehreren Kapitänen auf dem Schiff, die das Steuerrad gemeinsam in der Hand haben. Dass vier Augen im Ausguck mehr sehen als zwei erklärt sich von selbst. Insofern erweitert sich durch Partnerschaften das „unternehmerische Radar“ – neue Welten können noch besser erschlossen werden.

Ein Fallbeispiel aus der unternehmerischen Praxis

Die Bedeutung von internen und externen Partnerschaften für den Erfolg eines innovativen Produkts zeigt sich besonders deutlich bei MINI Connected. Bereits bei der Entwicklung der Kernidee im BMW Technology Office in Palo Alto wurden lokale Technologieführer wie auch Start-ups einbezogen. Hinzu kam der Partner aus dem Mobilfunkbereich, dessen Suche von internen Promotoren stark unterstützt wurde. Auch das Schaffen eines interdisziplinären Teams, das über weitreichende Entscheidungsbefugnis verfügte, unterstreicht den partnerschaftlichen Ansatz von MINI Connected. Aufgrund des neuartigen App-Store-Konzepts konnten selbstständige Unternehmen und externe Partner interessante Applikationen und Funktionen für MINI Connected bereitstellen. Darüber hinaus wurden einige Apps in Zusammenarbeit von MINI mit etablierten Internetunternehmen oder Start-ups gemeinschaftlich entwickelt. Auch beim Marketing zeigt sich MINI partnerschaftlich: Durch die Zusammenarbeit mit automobilbranchenfremden Experten konnten Kundenbedürfnisse in diesem neuen Marktsegment besser identifiziert werden. Kurzum: Die Integration von Externen war für den Erfolg elementar, zumal die diversen Stakeholder ein starkes Self-Commitment an den Tag legen. Zudem halfen auch interne Partnerschaften dabei, dieses zukunftsorientierte Projekt in einem engen Zeitfenster zum Erfolg zu führen. In Gänze kann somit das harmonische Miteinander aller internen und externen Partner als erfolgskritisch betrachtet werden.

Quellenangaben

Baierl, Ronny: Das unternehmerische Unternehmen.
In: SWISS ENGINEERING, Schweizerische Technische Zeitschrift (STZ), Nr. 9, S. 28-29.

Baierl, Ronny & Grichnik, Dietmar: Effectuation in etablierten Unternehmen – Die Handlungsprinzipien in der unternehmerischen Praxis.
In: Das unternehmerische Unternehmen. ISBN 978-3-658-02058-3. Berlin, 2013, S. 67-81.

Das Herausgeberband mit der kompletten Fallstudie kann beispielsweise hier beschafft werden: Das unternehmerische Unternehmen: Revitalisieren und Gestalten der Zukunft mit Effectuation – Navigieren und Kurshalten in stürmischen Zeiten.