Die richtigen Fachkräfte zu finden und im Unternehmen zu halten ist eine wachsende Herausforderung. Alfred Quenzler, Professor für internationales Personal- und Organisationsmanagement an der TH Ingolstadt, erklärt, welche Fehler Unternehmen beim Personalmanagement machen – und zeigt damit auch, wie es besser geht:
Unternehmen kommunizieren ihre Alleinstellungsmerkmale nicht.
- Unternehmen haben kaum Antworten auf die Fragen „Wer bin ich?“, „Wie bin ich?“, „Was biete ich?“
- Die Vorzüge des Arbeitgebers werden nicht zielgruppenadäquat dargestellt.
- In Ausschreibungen genutzte Bildmotive sind austauschbar und haben keinen Bezug zum Produkt.
- Ausschreibungstexte sind zu lang und enthalten zu viele Allgemeinplätze wie etwa „junges Team“, „moderne Organisation“, „Eigenverantwortung“…
Recruting-Strategien sind nicht auf das Informations- und Bewerberverhalten der Zielgruppe zugeschnitten.
- Das Recruting nimmt neue Formen an, etwa über Guerilla-Marketing oder Active Sourcing. Auch kleinere Unternehmen müssen sich darauf einstellen.
- Social Media erhöht die Transparenz für Kandidaten und Mitarbeiter.
- Unternehmen müssen schnell auf Aktivitäten im Social Web und Anfragen von Interessenten reagieren.
Die Unternehmenskultur wird nicht aktiv genug gepflegt.
- Unternehmenswerte gewinnen an Bedeutung.
- Führungsverhalten und -kultur spielen eine maßgebliche Rolle für die Mitarbeiterloyalität und -bindung.
- Bewerber und Mitarbeiter erkundigen sich intensiv bei Jobbewertungsbörsen wie Kununu, kelzen oder watchado über die „gelebte Realiät“ im Unternehmen.
Unternehmen reagieren nicht adäquat auf die veränderten Erwartungen der Arbeitnehmer.
- Sogenannte weiche Faktoren wie Kollegialität, Wertschätzung der Mitarbeiter und Lob und Anerkennung haben an Bedeutung gegenüber Status und Prestige zugenommen.
- Attraktive Arbeitsaufgaben haben einen hohen Stellenwert bei der Jobsuche.
- Junge Arbeitnehmer suchen Sicherheit, also zum Beispiel einen unbefristeten Arbeitsvertrag.
- Die Attraktivitätsfaktoren verändern sich mit dem Lebensalter. Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern in allen Lebensphasen etwas bieten können.
Das Personal-Controlling kommt in vielen Unternehmen zu kurz.
- Die Nachhaltigkeit von Personalmaßnahmen wird wichtiger und muss besser kontrolliert werden.
- Personalverantwortliche müssen ihre Leistung auch gegenüber Vorstand und Geschäftsführung über sogenannte Key Performance Indicators (KPIs) dokumentieren.
- Steuerung und Erfolgsmessung gelingen nur über ein entsprechendes Set von Kennzahlen, sowie abgestimmte Prozesse.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Mai 2015