Wie sieht die Genossenschaftsbank der Zukunft aus und welcher Stellenwert kommt dabei der Unternehmensentwicklung zu?
Die VR Bank Enz plus eG macht nicht nur den Weg für die Kunden frei, sondern geht auch selbst ganz eigene Wege. Dabei spielt der Genossenschaftliche Unternehmensentwickler eine große Rolle.

Christian Eichhorn im Gespräch mit Michael Vogt und Timo Friedl

Mensch & Wandel im Gespräch mit Michael Vogt, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Produktionsbank/ Unternehmensentwicklung, sowie Timo Friedl, Leiter Unternehmensentwicklung.

Technologiegetriebener Wettbewerb, verändertes Kundenverhalten und ein hoch reguliertes Umfeld bestimmen die Zukunft der Banken. Um in dieser sich schnell verändernden Welt überleben zu können, bedarf es zukünftig Eigenschaften, die typischerweise bei Banken bislang weniger ausgeprägt waren: dazu gehören u.a. Veränderungsbereitschaft, Innovationsfähigkeit oder Kulturwandel.

Der Umgang mit diesen Veränderungen stellt aus unserer Sicht für jedes Unternehmen eine existenzielle Herausforderung dar, die nicht mit Ad hoc-Reaktionen oder punktuellen Maßnahmen bewältigt werden kann. Notwendig ist hier eine übergreifende und systematische Unternehmensentwicklung. Im Gespräch mit der VR Bank Enz plus eG möchten wir erfahren, wie diese in ihrem Hause erfolgt.

Das Ressort Unternehmensentwicklung in der VR Bank Enz plus eG sorgt seit mehreren Jahren durch Initiierung, Unterstützung, Steuerung und Umsetzung von Entwicklungsprozessen dafür, dass sich das Gesamtsystem Bank konstant weiterentwickelt. Ein ständiges Augenmerk auf eine Unternehmenskultur, die auf genossenschaftlichen Werten beruht, und Anpassungen im Organisationsdesign sind die beiden erfolgskritischen Herausforderungen. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Kultur und Organisation ist zwar vorhanden, jedoch steht dieses im Schatten des Geschäftsmodellmanagements und der vorteilhaften Positionierung im Markt.

Vogt und Friedl sehen die Unternehmensentwicklung in ihrem Hause als eine integrative, systemübergreifende und interdisziplinäre Aufgabe. Aufgrund ihrer hohen strategischen Relevanz ist die Unternehmensentwicklung eine eigenständige Organisationseinheit, die direkt an die Geschäftsleitung berichtet, und mit allen relevanten Schnittstellen eng vernetzt ist.

Im Zuge der Transformation zur Omnikanalbank sieht Vogt die Unternehmensentwicklung in der Verantwortung, das Bewusstsein für die Marke Volksbank innerhalb der Organisation zu stärken und nach außen den Markenkern zu festigen. Wichtigstes Ziel bleibt, das digitale Angebot konsequent an den Kundenwünschen orientiert ausbauen und alle (IT-) Prozesse optimal darauf auszurichten, aber gleichzeitig den Wert des Genossenschaftsgedankens mit seinem Regionalprinzip zu betonen.

Vogt sieht diesbezüglich den immer enger werdenden Rahmen, der durch den BVR (Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken) und der Fiducia & GAD IT AG (IT-Dienstleister der genossenschaftlichen FinanzGruppe ) wird, als kontraproduktiv.

Aus ihrer Sicht lassen sich fertig geschnürte Informations- und Leistungspakete, wie sie von den Verbänden und genossenschaftlichen Dienstleistern vorgegeben werden nicht 1:1 auf ihr Haus übertragen.

Der Erfolg der VR Bank Enz plus eG speist sich, laut Vogt, nicht nur aus den Konzepten des BVR, sondern aus der eigenen Konzeptionsfähigkeit, die er noch für ausbaufähig hält. Michael Vogt erzählt auch, dass der Weg von der Idee, über die Innovation hin zu wertschöpfenden Projekten heute zunehmend nicht mehr nacheinander und zeitversetzt abläuft, sondern in einem System ständig kommunizierender und flexibel aufeinander reagierender Ökosysteme. Seine Organisation darauf auszurichten und das Mindset der Mitarbeiter zu verändern, war und ist eine der größten Herausforderungen.

Aus diesem Grund hat er sich Mitarbeiter wie Timo Friedl ins Boot geholt und ein schlagkräftiges Team aufgebaut. Ihm selbst hat neben der langjährigen Berufserfahrung, sein fundiertes Projekt- und Prozesswissen geholfen und seine Qualifizierung zum systemischen Organisationsentwickler.

Wenn er auf seine Anfänge als Unternehmensentwickler zurückblickt, hätte er sich schon damals eine Qualifizierung zum Genossenschaftlichen Unternehmensentwickler gewünscht. Damit hätte er gleich das Rüstzeug für den kontinuierlichen Entwicklungsprozess über alle Bereiche der Bank hinweg bekommen. Gerade für „Kaltstarter“ sei dies besonders wichtig, so Vogt.

Wenn er an die „Fee der zukünftige Unternehmensentwicklung“ Wünsche richten dürfte, so wären es:

  • eine allgemeinverbindliche Rollenbeschreibung für den Genossenschaftlichen Unternehmensentwickler/ Business Development Manager
  • ein Glossar/ einheitliche Terminologien
  • ein klares Rollenverständnis in der Organisation
  • einen festen Platz in der Organisation
  • eine Definition der wichtigen Schnittstellen
  • eine Benennung und Beschreibung der Phasen der Unternehmensentwicklung

Auf den Punkt gebracht, erkennen wir in der Art und Weise, wie Unternehmensentwicklung im Haus der VR Bank Enz plus eG positioniert ist und gelebt wird unser Verständnis von Genossenschaftlicher Unternehmensentwicklung wieder: Denn damit eine Bank wächst und gedeiht, bedarf es der kontinuierlichen Entwicklung von Geschäftsmodell, Organisation und Unternehmenskultur.

Vielen Dank für das Gespräch
Christian & Sibylle Eichhorn

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