Warum die Krise des SPIEGEL uns alle angeht
Der bislang unveröffentlichte Innovationsreport von Redaktions-Mitgliedern des SPIEGEL zeigt, stellvertretend für viele Bereiche der deutschen Wirtschaft, erschreckende Defizite in Strategie, Struktur und Kultur auf.
Unter der Überschrift: „Wie wir unserer Marke schaden“, zählen die Autoren 5 Punkte auf, die nicht nur in Medienunternehmen ein Problem sind:
- „Wir überhöhen unsere Wichtigkeit.“
- „Wir können Schwächen nicht eingestehen und erst recht nicht zeigen.“
- „Wir überraschen zu wenig.“
- „Wir probieren zu wenig wirklich Neues.“
- „Wir setzen falsche Prioritäten.“
Und das ist längst nicht alles. Angeprangert werden auf den 61 Seiten des Reports schlechte Kommunikation nach innen, fehlendes Wir-Gefühl, falsche Prioritäten, Selbstherrlichkeit, Überheblichkeit, eine unfaire Gehaltsstruktur und vieles mehr.
Dieser Report lässt sich als interessanter Zustandsbericht der Medienbranche lesen, oder aber als Spiegel für den Zustand vieler Unternehmen sehen.
Aus meiner Sicht sind die darin geschilderten Probleme keine Besonderheit des SPIEGEL. Das wirklich aussergewöhnliche ist die schonungslose Offenheit, mit der sie angesprochen werden und die damit verbundenen Handlungsaufforderungen an die Geschäftsleitung.
Dies erfordert Engagement und Mut. Chapeau!
In vielen Unternehmen werden die Ergebnisse routinemäßige Mitarbeiterbefragungen schon wegen weniger kritischen Aussagen unter den Teppich gekehrt und damit die Chance für einen zukunftsfähigen Wandel verpasst. Die von den Autoren des Reports geforderte Neuausrichtung des Geschäftsmodells ist eine logische Folge, vorausgesetzt, man stimmt ihren Thesen zu.
Doch sollte es nicht erst zum Eklat kommen müssen, bis eine Besinnung auf die eigenen Stärken und vorhandenen Ressourcen einsetzt. Das Denken in Geschäftsmodellen (Business Models) sollte besser in der Zeit erfolgen, als in der Not. Zumal Erfahrungen zeigen, dass die Auseinandersetzung mit Geschäftsmodellen bei den Mitarbeitern Kreativität entfaltet und Identifikation schafft. Dabei muss es nicht immer um das große Ganze gehen, denn letztlich sollte jeder Geschäftsbereich, jede Abteilung und jedes Team die drei elementaren unternehmerischen Fragen beantworten können.
Meine These ist: Wenn sich alle Mitarbeiter regelmäßig damit befassen, wie sie für ihre externen und internen Kunden bessere Leistungen erbringen können, wird die Leistung der gesamten Organisation besser. Und aus Mitarbeitern werden Mit-Gestalter statt Rädchen im Getriebe.
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