Voraussetzung für jede seriöse Teamentwicklung ist eine Diagnose der Teamprozesse, denn interessanterweise unterscheidet sich die Problem-Wahrnehmung des Auftraggebers häufig von der des Teams. So neulich wieder erlebt bei einem Workshop mit Teammitgliedern und ihrer Führungskraft. Während Letztere als unser Auftraggeber ein starkes Störgefühl hatte, sah das Team keinen Handlungsbedarf und hielt einen gemeinsamen Kneipenbesuch als ausreichende Intervention.
Um diese Diskrepanz aufzulösen und an den „richtigen“ Themen anzusetzen, hatte ich an den Anfang des Workshops die Teamdiagnose nach Lencioni gestellt. Patrick Lencioni definiert 5 Fehlfunktionen/Krankheiten eines Teams:
1. Fehlendes Vertrauen
2. Konfliktvermeidung
3. Fehlende Selbstverpflichtung
4. Keine Übernahme von Verantwortung
5. Kein Interesse an Ergebnisse
Der Charme dieses Verfahren liegt für mich darin, dass sowohl Befragung als auch Auswertung innerhalb von 20 Minuten zusammen mit den Teilnehmern erfolgen kann. Wenngleich das Ergebnis nicht als wissenschaftlich fundiert betrachtet werden kann (aber das gilt ja auch für viele der etablierten Persönlichkeitstests), regt es doch bei den Teilnehmern Reflexion und Diskussion an. So auch hier.
Im Ergebnis war von den 5 Fehlfunktionen in diesem Team die Konfliktvermeidung am stärksten ausgeprägt, was Aussagen wie „Unsere Meetings sind meist Zeitverschwendung, denn es kommt sowieso nichts heraus“ noch unterstrichen. So wählten wir „Besprechungskultur und -methodik“ als Einstiegsthema, da es den meisten Teilnehmern schon länger ein Anliegen war, von Ihnen aber nicht als vorrangiges Thema in einer Teamentwicklung gesehen wurde.
Das gefällt mir persönlich an dieser Herangehensweise: Die Analyse zeigt den Teilnehmern klassische Handlungs- und ggf. Problemfelder von Teams auf, und regt sie durch die Auswertungsergebnisse an, ihre eigenen Teamprozesse aufmerksam zu reflektieren.
Daraus entsteht aus dem Team heraus Handlungsbedarf und Handlungswille. Das Beste, was ich mir als Coach wünschen kann!