Wie wir dahin kommen, dass Ertrag nicht mehr das Ziel ist, sondern das Ergebnis einer konsequenten Orientierung am Kundennutzen.
„Unternehmen sind zunächst und primär Kooperationssysteme. In ihnen müssen Menschen mit Menschen zusammen wirken, damit für Menschen […] ein substantieller Nutzen gestiftet werden kann.“
Diese Definition des Wirtschaftsphilosophen Friedrich Glauner mag dem Leser im ersten Moment vielleicht wenig spektakulär erscheinen. In ihrem Wortsinn gelesen und auf konkrete Unternehmen bezogen, verliert sie jedoch schnell ihre Unschuld. Natürlich bestreitet niemand, dass Kooperation im Unternehmen wichtig ist und täglich stattfindet. Die Frage ist vielmehr, zwischen welchen Parteien und mit welchem Ziel Kooperation erfolgt.
Als ich mich vor Jahren aus beruflichen Gründen mit dem Thema Prozessmanagement befassen durfte, konnte ich dem Malen von Pfeilen und Kästchen zunächst nur wenig abgewinnen. Das änderte sich schnell, als ich erkannte, dass nicht die Dokumentation der Erfolgsfaktor für funktionierende Prozesse ist (auch wenn die interne Revision das sicher anders sehen würde), sondern die Kooperation und Kommunikation innerhalb der Prozesskette. Bei der Gestaltung von Prozessen erlebte ich in Workshops mehr als einmal, dass sich Teilnehmer aus unterschiedlichen Abteilungen erstmals über ihre Arbeit austauschten, obwohl sie seit Jahren an den gleichen Prozessen arbeiteten. Konstruktive Kooperation erfolgt leider oftmals nur in den eigenen Abteilungs-Silos und zum eigenen Nutzen. „Wir mit uns und die mit sich“, wie es ein Workshopteilnehmer formulierte.
Kooperation zum Kundennutzen
Das primäre Ziel von Kooperation muss immer die Schaffung von Kundennutzen sein. Wie dieser Nutzen für welche Kunden aussieht, ist eine der wichtgsten geschäftspolitische Entscheidung! Um diese Entscheidung mit all ihren Auswirkungen und Abhängigkeiten in einem Geschäftsmodell zu visualisieren, ist die Business Model Canvas (BMC) eines der besten Werkzeuge. Und da Unternehmensbereiche gewissermaßen als Subunternehmer dem Gesamtziel der Kunden-Nutzenstiftung zuarbeiten, sind diese zu verpflichten, ihre Ziele und Strategien in einem eigenen Bereichsmodell aus dem übergeordneten Geschäftsmodell abzuleiten und als BMC zu visualieren.
Das große Ganze und ich
Was wäre, wenn Sie bei Ihrem nächsten Meeting folgende Fragen stellen würden:
- Für welche Werte (nicht Produkte) zahlen unsere Kunden und was würde geschehen, wenn es das Unternehmen nicht mehr gäbe?
- Welche konkreten Werte schafft unser Bereich/ unsere Abteilung für das Unternehmen heute und in 36 Monaten?
Es wird eine Vielzahl von Reaktionen bei den Teilnehmern geben. In den meisten Fällen bewegen sich diese zwischen irritiertem Schweigen und einem Durcheinander von Aussagen. Insbesondere bei der zweiten Frage werden Sie eines nicht erleben: Einigkeit. Denn sofern Sie nicht regelmäßig und erst vor Kurzem diese Frage in Ihrem Team diskutiert (und nicht doziert) haben, ist ein gemeinsames Verständnis gar nicht möglich. Wir sollten uns dabei eines deutlich machen: Die Beschäftigung mit Werten ist immer auch eine Beschäftigung mit dem Sinn. Sinn lässt und morgens aufstehen, Sinn lässt uns Energien mobilisieren, wo keine mehr waren und Sinn lässt und Geduld haben, wenn nicht alles so läuft, wie wir wollen. Und ein Mangel an Sinn führt zu Burnout und Schlimmerem …
Interessanterweise, werden Sie jetzt vielleicht einwenden, kommen meine Kollegen und Mitarbeiter trotzdem jeden Morgen zur Arbeit, obwohl wir kein Bereichsmodell haben und Sinn nur selten ein Thema ist. Und natürlich haben Sie Recht! Jeder Mitarbeiter, der morgends zur Arbeit kommt, braucht dafür einen Sinn. Ich stelle mir dabei nur die Frage, ob es für ambitionierte Ziele eines Unternehmens, oder vielleicht auch nur sein Überleben ausreicht, wenn dieser Sinn darin besteht, nicht arbeitslos zu sein. Es geht nicht alleine darum, Werte zu haben und Sinn zu sehen. Für Unternehmen geht es darum, dass es geteilte Werte sind, hinter einem gemeinsamen Sinnverständnis. Denn dieses Verständnis für das große Ganze des Unternehmens und das kleine Spezielle jeder Organisationseinheit, sind die Grundlagen für konstruktive Zusammenarbeit, Mündigkeit und Mitunternehmertum.
Die Business Model Canvas als Verbinder und Teamentwickler
Unter diesen Gesichtspunkten können Sie die Business Model Canvas als Projektionsfläche von Vorstellungen und Erwartungen der Mitarbeiter an ihr Unternehmen und ihren Arbeitsbereich sehen. Auf der anderen Seite gibt sie dem Management die Möglichkeit den Mitarbeitern Unternehmensziele und -strategien transparent und verständlich zu vermitteln.
Bereits ein eintägiger Teamentwicklungs-Workshop auf Basis der BMC schafft bei allen Teilnehmern ein klares Versändnis für die Bedeutung ihrer Arbeit und verbessert Kooperation und Kommunikation innerhalb und ausserhalb der Abteilung. Dafür werden auch interne und externe Kundenerwartungen geklärt, Schnittstellen visualisiert und Verantwortlichkeiten definiert. Zudem sind die organsatorisch-strukturellen Fehlerquellen und Konfliktursachen innerhalb eines Teams identifiziert, um anschließend bearbeitet werden zu können. Das bedeutet natürlich nicht, dass sich Konflikte in Teams alleine dadurch lösen lassen. Nach Identifikation der organsatorisch-strukturellen Konflikttreiber treten jedoch bislang verdeckte persönliche und soziale Konflikte so deutlich hervor, dass sie eine Bearbeitung ermöglichen. Langfristig tragen die Ergebnisse eines solchen Workshops ausserdem zu einer fundierteren Jahresplanung, einer bedarfsorientierteren Personalentwicklung und kontinuierlichen Verbesserungsprozess bei.
Doch all diese Vorteile haben auch einen Preis. Dieser liegt insbesondere darin, dass sich, einmal damit begonnen, Transparenz und kooperative Zusammemarbeit nicht wieder zurücknehmen lässt. Zumindest nicht, ohne einen viel höheren Preis zu bezahlen. Wenn wir jedoch glauben, dass die Akzeptanz von Veränderungen, ob organisatorisch, prozessual, digital oder psychologisch bedingt, ein Verständnis von Sinn und Nutzen voraussetzt, gibt es wenig Alternativen zur Arbeit mit visualisierten Geschäfts- und Bereichsmodellen.
Was Sie als nächstes Tun können
- BMC als PDF
HIER können Sie sich die Business Model Canvas als PDF herunterladen. Wir haben die Auflösung so gewählt, dass Sie diese bis auf A3-Format ausdrucken können. - BMC im Video und als Werkzeug
HIER bekommen Sie ein 10-minütiges Video zum Schnelleinstieg in die Arbeit mit der BMC. Bestellen Sie ausserdem Ihre BMC auf robustem PVC mit Köcher. Sorgar als personalisierte Version mit Ihrem Firmenlogo.
So ist es – eine schöne Darstellung.